Ein Blog von Christine Felsinger
mit Fotos von Felix Knaack

Hunger oder Hufrehe: Das Schicksal der Cushing-Pferde

Haflinger Masha hat Cushing und Appetitmangel. Was darf er fressen?

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Kristina Pelikan ist eine tolle Altenpflegerin für ihren Haflinger Masha und tut alles, damit es ihm gut geht. Foto: Pelikan Kristina Pelikan ist eine tolle Altenpflegerin für ihren Haflinger Masha und tut alles, damit es ihm gut geht. Foto: Pelikan

Ab heute erzählen wir auf FREUNDPFERD aus dem Alltag eines goldigen Pferdefreunds! Haflinger Masha, 33, ist ein älterer Herr mit einer starken Persönlichkeit, einer tollen Altenpflegerin und einem typischen Altersproblem: Der Wallach leidet unter Cushing, darf deshalb weder Zucker noch Stärke fressen. Aber er wird dünner, weil Appetit und Zähne schwächeln: Masha ist sogar bei Mash schleckig. Und das stellt seine Besitzerin Kristina Pelikan vor eine lebenswichtige Entscheidung.

“Wir stehen vor der Wahl, Masha entweder ab sofort ungesund zu ernähren, was seine Cushing-Erkrankung anlangt. Oder wir riskieren, dass er immer stärker abnimmt. Mein Tierarzt meinte: einen Tod muss er sterben. Verhungern oder eben Futter fressen, das eigentlich nicht zu seiner Cushing-Krankheit passt.” Das schrieb Kristina mir im Februar 2016. Ich war neugierig, habe ihr dazu ein paar Fragen gestellt.

FREUNDPFERD: Wie und wann hat sich das Cushing bei Masha entwickelt?

Kristina Pelikan: Sein Cushing hat sich schleichend über etwa 2 Jahre entwickelt – inzwischen ist das 6 Jahre her. Seit 4 Jahren wird er nun gegen Cushing behandelt.

Wie habt ihr die Cushing-Diagnose gestellt? Welche Symptome hast du beobachtet?

Er hatte zuerst nur Probleme beim Fellwechsel. Später wurde er erstaunlich brav – er hat nicht mehr gegiftet, war zu allen Menschen und Pferden freundlich und ganz ruhig im Gelände. Kein Bocken, keine Frechheiten. Das war nicht mehr der Masha, wie ich ihn von früher kannte. Dank den Medikamenten Prascend und Pergolid ist er jetzt wieder so frech wie eh und je 😉 Seit ich ihn habe, war er nie dick, wurde jeden Tag bewegt und gesund gefüttert: sowenig bunte Leckerli und Melasse-Futter wie möglich. An falscher Fütterung kann es also nicht gelegen haben, dass er krank wurde.

Wie konntet ihr über die Jahre trotz Cushing-Diät seine Figur halten?

Masha bekam Heu satt und kaum Müsli – eine Hand voll, damit er sein Mineralfutter frisst. Dazu 2x am Tag einen Eimer Heucobs – abwechselnd gemischt mit Mash (getreidefrei), entzuckerten Rübenschnitzeln oder roter Beete (gekocht und gehackt). Mashas Heucobs dürfen leider nicht jeden Tag gleich schmecken, sonst frisst er sie nicht. Wir wechseln daher regelmäßig den Geschmack. Außerdem sind immer Gelber Leinsamen und Öl in seinem Brei mit dabei.

Warum frisst er denn gerade nicht mehr gut: Zähne? Wetter? Alter?

Die Zähne werden schlechter – aktuell hat er noch 3 ganz intakte Backenzähne und 1 ganz intakten Schneidezahn. Die anderen Zähne sind entweder ausgefallen, leicht locker oder ganz abgemahlen (Porzellanzähne). Im Sommer hat er eine bessere Figur, im Winter nimmt er stark ab. Er wurde immer empfindlicher bei der Heuauswahl. Die Stallbesitzerin sucht ihm eh schon kurzes und weiches Heu, aber er sortiert immer pingeliger aus bzw. verweigert das Heu einfach komplett: Er nimmt es ins Maul, kaut darauf herum und spuckt es wieder aus. Oft ist für uns gar nicht nachvollziehbar, warum: Heu, das morgens gefressen wurde, wird abends verweigert und umgekehrt. Letzten Winter 2014/2015 war er so dünn wie noch nie. Zum Glück hat er im Sommer wieder zugenommen.

Ausgebüxt: Auf der Koppel ist Masha in seinem Element, denn Gras schmeckt ihm und Grün macht ihn spritzig. Doch für ihn als Cushing-Patient ist Weidegang eigentlich tabu. Foto: Pelikan

Ausgebüxt: Auf der Koppel ist Masha in seinem Element, denn Gras schmeckt ihm und Grün macht ihn spritzig. Doch für ihn als Cushing-Patient ist Weidegang eigentlich tabu. Foto: Pelikan

Was frisst Masha momentan ? 

Nachdem Masha immer öfter sein Heu schlecht gefressen hat und bei den Heucobs sehr auf den Geschmack achtet, haben wir zu seinem Heu etwas Geschmack hinzugefügt. Ich streue nun regelmäßig eine Handvoll Luzerne-Mix über sein Heu, seither frisst er es deutlich lieber. Als er der Ansicht war, zwischen getreidefreiem Mash, Rübenschnitzeln und roter Beete abzuwechseln, sei zu wenig Geschmacksveränderung, habe ich auch hier zum Zucker gegriffen und füttere ein normales Irish Mash. Ich habe Masha nun seit 1997, und so ungesund wie momentan habe ich ihn noch nie ernährt. ☹ Das geht mir schon ziemlich gegen den Strich! Aber wie mir auch der Tierarzt diese Woche bestätigt hat, sieht mein Pferd nun deutlich besser aus.

Wie schätzt euer Tierarzt Risiko und Prognose? 

Masha bekommt momentan eine halbe Tablette Prascend (0,5 mg Pergolid) und 1 Tablette Pergolid (0,25 mg) am Tag, direkt aus der Hand mit einem Stück Apfel oder Roter Bete oder einer Handvoll eingeweichter Heucobs. Masha braucht insgesamt eine Dosis von 0,75 mg Pergolid-Mesylat. Weil man Prascend schwer vierteln kann, schlug der Tierarzt diese Lösung vor. Mashas ACTH-Wert lag diese Woche bei 21. Mit den Medikamenten scheint das zumindest momentan zu funktionieren. Laut Tierarzt kann ich bei der Medikamentendosis mit meiner Fütterung so schnell nichts kaputt machen. Da müsste ich ihn schon noch deutlich ungesünder ernähren. Wir dürfen nur nie die Medikamente vergessen!

Kann das auf Dauer gut gehen?

Die Medikamente und auch das ungesunde Futter schaden ihm auf Dauer – aber ansonsten verhungert er uns bald. Einen Tod muss er wohl sterben. ☹ Wir tun einfach alles, was wir können, um sein Cushing Syndrom im Griff zu behalten und lassen natürlich auch den ACTH-Wert zur lehrbuchmäßig 1x  im Jahr vom Tierarzt checken.

Kristina Pelikan und Haflinger Masha (33): Das tolle Pärchen erzählt im Blog FREUNDPFERD, wie man alte Pferde fit hält. Foto: Pelikan

Kristina Pelikan und Haflinger Masha (33): Das tolle Pärchen erzählt im Blog FREUNDPFERD, wie man alte Pferde fit hält. Foto: Pelikan

Danke, Kristina! Wir freuen uns auf deine nächsten Berichte, wie es Masha geht und was du mit deinem goldigen alten Pferd alles gemeinsam unternimmst. 

Equine Cushing Syndrom: Hier geht’s zum Hintergrund und zu den Tipps

Symptome und Therapie des Equine Cushing Syndrom
Warum Cushing-Pferde oft Wurmprobleme haben: Keine Wurmkur ohne Kotprobe

 

 

 

8 Kommentare

  1. Hihi, ich wuensche euch beiden ganz viel Glueck. Wir hatten das gleiche Problem bei unserem Isi Frami. Auch er bekam 0.5 Praszent, Vollheu, Luzerne, Heucobs, Oele, das volle Programm. Und trozdem nahm er immer mehr ab, ganz besonders im Fellwechsel. Dann hat er gottseidank auch immer wieder zugenommen. Ich wuensche euch ganz ganz viel Glueck dass dein Hafi
    noch ein langes und schoenes Leben hat. <3 Lg Corina

  2. Ich hatte die letzten 2 Jahre mit meinem nun 31-jährigen Traber das selbe Problem: ich konnte ihm praktisch beim Verhungern zusehen! Einzig die sehr ehrliche Frage einer Stallkollegin brachte mich zur Besinnung: “na wie alt soll er denn werden? Und unter welchen Bedingungen?”
    Ich habe sein Futter dann langsam wieder auf völlig normales Senioren Müsli umgestellt und weiter reichlich Heucobs dazu gefüttert. Er bekommt 2-3x tgl. 1kg (Trockenmasse) eingeweichte Heucobs, 17″ kg Luzernecobs, 1M Quetschhafer und 1M Seniormüsli, viel zu viele Möhren und hin und wieder Rübenschnitzel. Heu satt (wird schlecht gefressen) und Graskoppel so viel er will. Das hat ihm sehr geholfen. Alle sagen mir wie gut er aussieht und wir stiefeln wie die Wilden durchs Gelände.
    Keine Rehe bisher zum Glück! Im Frühjahr wird er etappenweise geschoren, was er sehr genießt. Aber wenn es soweit ist, dann ist es jetzt ok! Pferde reflektieren ihr Leben ja zum Glück nicht, nur wir können uns einfach nicht trennen… und häufig nicht zum Wohle des Pferdes 🙁
    Ich hoffe euch geht es gut und Masha ist zufrieden!

    • Hallo Sarah, vielen Dank für deinen interessanten Beitrag. Ich wünsche euch viele Glück und drücke euch die Daumen. Masha geht es ebenfalls noch gut, er hatte im Sommer 2017 ein bisschen geschwächelt, als es sehr schwül war. Kam aber wieder auf die Füße. Bekommt dreimal täglich Brei und immer schön angewärmtes Wasser mit Geschmack. Apfelsaft, Birne, rote Bete, Karamalz. Liebe Grüße Christine

  3. 1/2 kg Luzerne mente ich 😀

  4. Hei ich wünsche euch auch ganz viel Glück. Wir hatten bei uns am Hof ein ähnliches Problem. Ist nicht gerade leicht so eine Zeit zu überstehen aber ich rate dir einfach jede Minute mit ihm zu genießen, ihm ein par letzte schöne Monate bzw. Jahre zu ermöglichen und wenn es Zeit wird und alles nichts mehr hilft los zu lassen.

    P.S. Sehr gut geschriebener Artikel 🙂

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